Der Confirmation Bias - Wie Denkfehler unbewusst Ihren Schmerz beeinflussen... und wie Sie das für sich nutzen können
- Dr. med. Diana Preisler-Adibelli
- 4. Mai
- 2 Min. Lesezeit

Hochverehrte Leserschaft,
(ja... ich bekenne mich, ein Bridgerton-Fan zu sein)
die Bücher von Rolf Dobelli liebe ich und "Die Kunst des klaren Denkens", das ich auf dem Bild in der Hand habe, beschreibt viele verschiedene Denkfehler. Einiges, was ich dort lese, passt wie maßgeschneidert in die Schmerztherapie...
Vielleicht kennen Sie das: Sie haben einen Tag, an dem es Ihnen etwas besser geht – die Hausarbeit geht Ihnen zügig von der Hand, bei Ihren Erledigungen sind Sie leichtfüßiger als sonst, der Arbeitstag verläuft ohne nennenswerte Schmerzkrisen - aber sofort kommt der Gedanke: „Das hält sicher nicht lange.“
Oder Sie hören von jemandem, der durch eine neues Bewegungsprogramm oder entschleunigende Entspannungsübungen weniger Schmerzen hat, und denken: „Bei mir funktioniert das sowieso nicht.“
Solche Gedanken sind normal – und haben einen Namen: Confirmation Bias, auf Deutsch „Bestätigungs-Denkfehler“.
Das bedeutet: Unser Gehirn liebt es, Recht zu behalten. Es sucht ständig nach Beweisen für das, was wir sowieso schon glauben. Und findet diese auch. Und bewertet sie dann über!
Wenn Sie also (verständlicherweise) denken: „Mein Schmerz wird nie besser“, dann fällt es Ihnen besonders auf, wenn es wieder schlimmer wird ("Hab ich's doch gewusst!") – und Sie übersehen vielleicht die Momente, in denen es leichter war.
Möglicherweise haben Sie einen Monat lang zweimal in der Woche 30 Minuten Nordic Walking geschafft und dann fallen Sie eine Woche aus bei einer Bronchitis. Sofort denken Sie, was Sie vorher schon prognostiziert haben: "Ich bin unsportlich und halt das nie durch".
Übrigens:
Egal ob Sie denken, "ich schaffe das" oder "ich schaffe das nicht" - Sie werden recht behalten!
Doch von self-fullfilling prophecy, der selbsterfüllenden Prophezeiung, kann ich ein andermal berichten.
Das Gute bleibt: Unser Denken ist veränderbar. Wir können automatisierte negative Gedanken suchen, erkennen und aktiv Gegenbeweise finden! Und das verändert allmählich auch, wie wir Schmerzen erleben...
Probieren Sie in den kommenden drei Wochen folgende kleine Übung:
Die Gedankenbrille wechseln
Nehmen Sie sich heute 5 Minuten Zeit. Am besten abends. Beantworten Sie folgende drei Fragen (möglichst) schriftlich oder in Gedanken:
1. Gab es heute einen Moment, in dem mein Schmerz weniger war?
2. Was habe ich heute geschafft – trotz der Schmerzen?
3. Welcher Gedanke oder welche Handlung hat mir heute gutgetan oder mir Hoffnung gemacht?
Es geht nicht darum, die Schmerzen wegzudenken. Aber darum, das ganze Bild zu sehen – nicht nur das Negative. Ihr Gehirn kann lernen, neue Verbindungen zu schaffen. Und das ist eines der stärksten „Medikamente“ überhaupt.
Probieren Sie es aus – Sie könnten überrascht sein, was sich verändert...
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Diana Preisler-Adibelli
Lady Wisthledown ;o)
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